Autobiographisches Schreiben: Beginne mit kleinen Texten!

Autobiographisches Schreiben: Beginne mit kleinen Texten!

von Bettina Jungblut
28. Januar 2025

Groß - oder gar nicht?

Autobiographisches Schreiben gelingt auch mit kleinen Texten!

Autobiografisches Schreiben ist für viele Menschen eine willkommene Möglichkeit, das eigene Leben zu reflektieren und festzuhalten. Doch muss es immer gleich die ganze Lebensgeschichte - von der Wiege bis zur Bahre - sein?

Oft hemmt ein solcher Anspruch den Einstieg ins Schreiben.

In diesem Beitrag erfährst du, wie autobiographisches Schreiben auch mit kleinen Texten gelingt und wie du Schritt für Schritt ein individuelles „Lebensarchiv“ aufbauen kannst.

Warum autobiographisches Schreiben oft mit Druck verbunden ist

Der Gedanke, das eigene Leben niederzuschreiben, geht häufig mit hohen Erwartungen an sich selbst einher. Vielleicht hast du dir auch schon einmal Fragen zu diesen Themen gestellt:

  • Umfang und Struktur: Wie soll ich alle Details meines Lebens in einen Text fassen?
  • Stil und Qualität: Bin ich überhaupt gut genug, um meine Geschichte spannend zu erzählen?
  • Emotionale Hürden: Wie gehe ich mit belastenden Erinnerungen um?

Diese Unsicherheiten führen oft dazu, dass viele Menschen gar nicht erst anfangen. Dabei gibt es einen einfachen Ansatz, der den Druck herausnimmt: Kleine Texte statt großer Werke.

Kleine Schritte: Was sind „Textsplitter“?

Ein hilfreiches Konzept ist der „Textsplitter“ – ein kurzer, anschaulicher Text, der eine Erinnerung, Stimmung oder Szene beschreibt, ohne vollständig zu sein.

Ein solcher Textsplitter

  • ist atmosphärisch dicht,
  • muss nicht alle Hintergrund-Informationen enthalten und
  • kann im weiteren Verlauf erweitert oder angepasst werden.

Mit diesen kleinen Einheiten kannst du ohne Druck beginnen und Schritt für Schritt zu größeren Texten gelangen. Am Ende dieses Beitrags habe ich gleich eine erste Aufgabe für dich eingestellt.

Autobiographisches Schreiben als „Lebensarchiv“

Anstatt von Anfang an ein großes Buch zu planen, hilft der Gedanke an ein „Lebensarchiv“. Dieses Konzept, zitiert nach Hanns-Josef Ortheil, beschreibt eine Sammlung unterschiedlicher Texte, die nach und nach entsteht und individuell erweitert werden kann.

Ein Lebensarchiv

  • ist bunt und vielfältig,
  • umfasst Textsplitter, Gedichte, Erinnerungen, aber beispielsweise auch Fotografien, Post- und Theaterkarten usw. - kurz alles, was dir für deine Erinnrungen am Herzen liegt, und
  • es kann über Jahre wachsen, verändert oder neu arrangiert werden.

Häufige Fragen beim autobiographischen Schreiben

Wenn du mit dem autobiographischen Schreiben beginnst, könnten dir diese Fragen begegnen:

  • Wie fange ich an?
  • Wie wähle ich aus, was ich aufschreiben möchte?
  • Welche Struktur soll mein Text haben – chronologisch, thematisch oder nach Orten?
  • Wie überwinde ich den Zweifel, ob mein Text jemanden interessiert?

Diese Fragen sind normal und gehören zum Schreibprozess. Es geht nicht darum, sofort alle Antworten zu finden, sondern erst einmal überhaupt zu beginnen.

Schreibaufgabe: Deine erste Erinnerung auf Papier bringen

Starte mit einer einfachen Übung, um ins autobiographische Schreiben einzutauchen:

  1. Rufe eine Erinnerung wach: Denke an einen Ort in deiner Kindheit, an dem du dich gut verstecken konntest.
  2. Nutze deine Sinne: Wie roch es dort? Was hast du gehört, gefühlt oder gesehen?
  3. Notiere Ideen: Schreibe Wörter, Halbsätze oder Fragen auf.
  4. Verfasse einen kurzen Text: Beschreibe die Szene in einer Seite und bediene dabei möglichst viele Sinne. So machst du deinen Text anschaulicher für andere.Fazit: Einfach anfangen und den Druck loslassen

Autobiographisches Schreiben muss nicht perfekt sein. Es reicht, wenn du kleine Texte schreibst und deine Erinnerungen Stück für Stück sammelst. Wichtig ist nur, dass du sie gut ablegst - in einem echten Ordner im Regal oder auch auf deinem PC. Ob du später ein Buch daraus machst oder einfach ein Lebensarchiv anlegst, bleibt dir überlassen.

Der erste Schritt ist also eigentlich ganz leicht: Fang einfach an - und schreib dann weiter!

Viel Freude beim Schreiben!

Bettina Jungblut
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"Schreib' weiter!"
Bettina Jungblut
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Dieser Blog ist mein Schreib-Projekt ab 2025. Ich mag es gern, mein Wissen übers Schreiben in Schreibwerkstätten und Beratungen weiterzugeben.  Nach über 20 Jahren Erfahrung habe ich viel zu berichten. 

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